Demo „Warum starb Ousman Sey?“

Als No Border Camp Köln/Düsseldorf drücken wir unser Mitgefühl mit der Familie von Ousman
Sey aus und fordern die uneingeschränkte Aufklärung der Vorgänge, die am
Morgen des 07.07.2012 zu seinem Tod führten.

Wir unterstützen den Dortmunder Aufruf zur Demonstration „Warum starb
Ousman Sey“ am 20.07.2012, 18 Uhr, Dortmund HBF-Nord und werden vom Camp
aus nach Dortmund fahren.

Aufruf:

Warum starb Ousman Sey? – Aufruf zur Demonstration am 20.07.2012, 18 Uhr
Dortmund HBF-Nord

Am Morgen des 7. Juli 2012 starb der aus Gambia stammende Ousman Sey im
Dortmunder Polizeigewahrsam. Zuvor hatte Sey zwei Mal vergebens einen
Krankenwagen gerufen, weil er sich schlecht gefühlt hatte. Nach dem
ersten Eintreffen diagnostizierten die Rettungskräfte ein Herzrasen und
attestierten ihm, noch kein Fall für das Krankenhaus zu sein. Als Sey
eine halbe Stunde später erneut einen Krankenwagen rief, litt er Angaben
seines Bruders zufolge bereits unter Krampfanfällen. Außerdem begann er
angeblich, in seiner Wohnung zu „randalieren“, weshalb Einsatzkräfte der
Polizei gleichzeitig mit den Rettungskräften eintrafen. Diese
attestierten Sey erneut, nicht ins Krankenhaus zu müssen – eine
Untersuchung durch den Polizeiarzt im Gewahrsam reiche aus. Dies
geschah, obwohl eine im selben Haus wohnende Krankenschwester den
Einsatzkräften klarzumachen versuchte, dass Ousman Sey dringend ins
Krankenhaus gebracht werden müsse.

In Polizeigewahrsam angekommen, brach Ousman Sey jedoch sofort zusammen
und starb laut Angaben der Behörden kurze Zeit später im Krankenhaus an
einem Atemstillstand. Angehörige und Freund_innen des Toten äußerten in
der Lokalpresse den Verdacht der unterlassenen Hilfeleistung durch die
Rettungssanitäter_innen und Polizist_innen aus rassistischen Motiven.
Die Leiter von Polizei und Feuerwehr, Norbert Wesseler und Dirk
Aschenbrenner, wiesen dies erwartungsgemäß direkt zurück – ohne eine
vorherige eingehende Prüfung der Ereignisse. Rassismus, so die Chefs von
Feuerwehr und Polizei, habe in ihren Behörden keinen Platz und
beeinflusse keineswegs die Handlungen der Einsatzkräfte.

Wir haben Zweifel!
Bisher ist unklar, ob das Fehlverhalten von Polizei und Sanitäter_innen
eine unterlassene Hilfeleistung aufgrund rassistischer Motive darstellt
– oder „lediglich“ aufgrund einer gefährlichen Inkompetenz. Dies muss
untersucht werden.

Die Aussagen, es gebe keinen Rassismus in Polizei und Feuerwehr, sind
mehr als nur offenkundig falsch und zeugen von einer Abwehrhaltung, die
eine konsequente Untersuchung des Fehlverhaltens unwahrscheinlich
erscheinen lässt.
Deutsche Polizist_innen handeln täglich rassistisch. Durch die gängige
Praxis des sogenannten ‘Racial Profiling’ rücken Schwarze unabhängig von
ihrem Verhalten in den Fokus von Polizeikontrollen und erfahren so eine
immer wiederkehrende institutionelle Diskriminierung.
Der Fall des 2005 im Dessauer Polizeigewahrsam gestorbenen Oury Jalloh
ist lediglich ein sehr bekanntes Beispiel für den tödlichen Rassismus
innerhalb deutscher Polizeibehörden. Polizeigewalt, die einen
rassistischen Hintergrund vermuten lässt, ist auch in Dortmund nichts
neues: 2006 wurde Dominique Koumadio von einem Polizisten aus mehreren
Metern Entfernung mit mehreren Schüssen erschossen, weil er ein Messer
in der Hand hielt – angeblich aus Notwehr.

Auch in der Feuerwehr und im Rettungsdienst gibt es wie in allen
Teilbereichen der Gesellschaft Rassismus. Der Vorgänger von
Feuerwehrchef Aschenbrenner verlor seinen Posten als Leiter des
städtischen Instituts für Feuerwehr- und Rettungstechnologie aufgrund
seiner Kontakte zur militanten Dortmunder Neonaziszene.

Rassismus ist kein alleiniges Phänomen der extremen Rechten oder
angeblicher „bildungsferner Schichten“! Er ist auch in der
vielbeschworenen „Mitte der Gesellschaft“ fest verankert und bestimmt
nur allzuoft das Handeln staatlicher Stellen und Behörden!

Wir fordern eine Untersuchung und juristische Aufarbeitung des
Fehlverhaltens von Polizei und Rettungsdienst, auch wenn dies angesichts
des vorhandenen behördlichen Rassismus unwahrscheinlich erscheint!

Außerdem fragen wir:

– Wie kann ein Mensch, der offensichtlich ärztliche Hilfe benötigt, in
Handschellen(!) in Polizeigewahrsam genommen werden?

– Warum haben die Sanitäter_innen trotz offensichtlich schwerster
gesundheitlicher Probleme keine Anstalten unternommen, Ousman Sey in
ärztliche Behandlung zu bringen?

– Wie kann es sein, dass Polizei und Presse, trotz der offensichtlich
lebensbedrohlichen Umstände, in denen sich Ousman Sey befand, ihn als
‘Randalierer’ und Täter pathologisieren?

– Wäre der Polizeipräsident Norbert Wesseler, der bestreitet, dass es
sich hier um rassistisch motivierte Unterlassung von Hilfe handle, auch
erst in Polizeigewahrsam gekommen, wenn er den Rettungsdienst wegen
Herzrasens kontaktiert hätte? Bliebe er ruhig sitzen, wenn er Todesangst
litt und ihm Hilfe verwehrt blieb?

Dortmunder Antifa-Bündnis, Transnationales Aktionsbündnis

Außerdem weisen wir auf einen Spendenaufruf des Vereins Africa Positive hin:

Spendenaufruf für Ousman Sey

Anlässlich des Todes von Ousman Sey bitten wir Freunde und
Sympathisanten um Spende, damit die Familie durch die entstehenden
rechtlichen Kosten unterstützt werden können.

Bitte überweisen Sie das Geld auf folgendem Konto unter Angabe des
Verwendungszwecks: Ousman Sey

Bankverbindung:

Gambianischer Integrationshilfeverein e.V.

Sparkasse Dortmund

Konto: 0131019165

BLZ: 44050199

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